Das bin ich - Lena (37 Jahre jung) und ich leide an PPMS (primär progrediente Multiple Sklerose).

 

Da ihr es hier auf meine Seite geschafft habt, wisst ihr wahrscheinlich schon wofür PPMS steht und welche Konsequenzen diese Erkrankung leider mit sich bringt.. Auf den folgenden Seiten möchte ich euch gerne an meinem Kampf gegen diese verf***** Krankheit (sorry Mama) teilhaben lassen. Viel Spaß beim lesen :-)

 

Wahrscheinlich habt ihr diese Geschichte schon ein bisschen verfolgt, aber ich hole trotzdem noch mal "kurz" aus. Im Spätsommer/Herbst 2021 fing es an dass ich bei Spaziergängen ab und zu mal gestolpert bin, ohne ersichtlichen Grund. Erstmal dachte ich mir nichts dabei. Als es aber vermehrt auftrat, musste ich meinen Mädels nach einem meinerseits nicht geplanten "gescheiterten" Tanzabend versprechen, das ärztlich abklären zu lassen...die Mädels konnten sich da auch keinen Reim drauf machen warum ich ganz plötzlich GAR NICHT mehr laufen konnte!

Aber damit ließ ich mir natürlich Zeit (ich war nie ein Arzt-Renner!) aber dann irgendwann fing ich auch an es unheimlich zu finden. An einigen Tagen lief ich ohne Probleme, am nächsten stolperte ich locker 20x bei einem halbstündigen Spaziergang. Seltsam... 

Der Orthopäde, den ich um Weihnachten '21 herum aufsuchte, ließ mich ein Knie-MRT schreiben. Heraus kam dabei nichts. Also tippte er auf einen Bandscheibenvorfall. Da hab ich ihn noch ausgelacht mit den Worten "das würde ich ja wohl merken!!!". Bei der Befundbesprechung lachte ich dann nicht mehr - DOPPELTER BANDSCHEIBENVORFALL! Crazy, ich hatte echt keine Rückenprobleme (zumindest nicht mehr als jeder Andere...). Also wurde der Bandscheibenvorfall behandelt mit hoch dosiertem Kortison in Tablettenform in Kombination mit Physiotherapie, aber der Erfolg blieb aus. Im Gegenteil, das "stolpern" wurde immer mehr! Nach ein paar Wochen war ich dann wieder beim Orthopäden und da erwähnte er zum ersten Mal dass es auch etwas Neurologisches sein könnte. Dennoch überwies er mich als letzten Versuch in das Borkener Krankenhaus für eine Spritzentherapie in die Bandscheibe. Dort angekommen passierte erst mal gar nichts. Am 2. Tag fragte ich dann mal den Arzt bei der Visite wann ich denn nun endlich diese Spritze bekommen würde, schließlich hatte ich 2 kleine Kinder und wollte nach Hause. Tja und dann wurde mir zum ersten Mal gesagt dass die Ärzte sich untereinander beraten hätten und sich einig seien dass meine Beschwerden NICHT von der Bandscheibe kämen, sondern neurologisch bedingt seien. Daraufhin verlangte ich mit einem Neurologen zu sprechen. Dieser kam dann auch, ich musste ihm mein Gangbild "präsentieren" und daraufhin erzählte er dass das Krankenhaus zu dem Zeitpunkt personaltechnisch völlig am Maximum arbeiten würde und immer mehr Kollegen und Angestellte aufgrund von COVID19 ausfallen würden. Es wäre mir freigestellt bis zur nächsten Woche stationär zu bleiben, allerdings würde in der Zeit bis dahin nichts passieren. Na schönen Dank auch, ich hab mich daraufhin selbst entlassen mit dem Versprechen in der nächsten Woche anzurufen und nach dem Stand der Dinge zu fragen. Dies tat ich auch und wurde auf die darauffolgende Woche vertröstet.. Und dann wieder und wieder und wieder... Nach insgesamt 7 Wochen habe ich mich nicht mehr abwimmeln lassen und darauf bestanden SOFORT mit einem Neurologen verbunden zu werden! (Ich musste sogar damit drohen mich ansonsten per RTW als Notfall selbst einweisen zu lassen, denn dann können die einem eine Behandlung nicht mehr verweigern - COVID hin oder her!) In der Zwischenzeit hatte sich mein Gangbild immer weiter verschlechtert, von Woche zu Woche... So wurde ich tatsächlich mit einem sehr freundlichen Neurologen verbunden der sich sehr viel Zeit nahm und der wollte, dass ich alles von Anfang an erzählte. Also erzählte ich ihm von den ersten kleinen Stolperern, der darauf folgenden Diagnose des doppelten Bandscheibenvorfalls und der daraus resultierenden Behandlung bei ständiger weiterer Verschlechterung und von meinem aktuellen Status. Er hörte mir sehr interessiert zu, machte sich Notizen und sagte abschließend "Frau Meiering, gut dass Sie so hartnäckig waren! Ich glaube Sie haben in der Tat ein ziemlich großes neurologisches Problem, welches wir schnellstmöglich angehen sollten." Uff. Wir vereinbarten dann 3 Termine für die folgende Woche... einer zur Nervenleitmessung, einer fürs Schädel-MRT und einer für einen stationären Aufenthalt für eine Lumbalpunktion. Jau, geht doch!!

Also 3x nach Borken gefahren für die Untersuchungen, am 3. Tag (der Tag der stationären Aufnahme) kam ein gehetzt dreinblickender Arzt zielstrebig auf mich zu und meinte nur "Frau Meiering, Ihr Schädel-MRT von gestern war stark auffällig. Wir müssen dies jetzt sofort mit Kontrastmitteln wiederholen, bitte folgen Sie mir." Sprachs und lief direkt den Gang wieder zurück. 

(an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an Prof. Dr. Kley, ich bin Ihnen sehr dankbar!)

Also kam ich das 2. Mal innerhalb von 24-Stunden in den Genuss eines Schädel-MRTs... hurra.

Nach dem Zimmerbezug kam dann der Neurologe vorbei mit dem ich in der Woche zuvor schon telefoniert hatte und hat mir erst mal meine Fragen beantwortet. Bis dahin tappte ich noch völlig im Dunkeln, befürchtete einen Hirntumor.. Dies konnte der Neurologe aber direkt revidieren. "Zum Glück" dachte ich mir damals noch... heute würde ich den Hirntumor wahrscheinlich lieber nehmen. 

Ende vom Lied war dass aus meinem geplanten 24-Stunden-Aufenthalt dann mal zackig 5 Tage stationärer Aufenthalt wurden...inklusive dem gängigen Verfahren (jeden Tag Kortison-Stoßtherapie über Tropf). Mittlerweile hatten die Ärzte mir auch gesagt dass sie MS bei mir vermuteten. Fand ich in dem Moment gar nicht sooo schlimm, kannte man ja doch den ein oder anderen entfernten Bekannten mit der gleichen Diagnose und daher wusste man, dass sich MS-Patienten bei einem Schub ins Krankenhaus zur Kortison-Stoßtherapie begeben und danach "alles wieder tutti" ist. Ja, so naiv dachte ich damals...

14 Tage später rief ich wieder wie vereinbart im Krankenhaus an um das Ergebnis meiner Lumbalpunktion zu erfragen. Der Neurologe, der mich auch an den anderen Tagen weiterhin begleitet hatte, nahm sich Zeit und erzählte mir am Telefon dass oligoklonale Banden in meinem Nervenwasser gefunden worden seien und daher die Diagnose MS nun gesichert sei. Er würde mir aber sämtliche Unterlagen darüber nochmals per Post zusenden. Nun gut... ein wenig betäubt legte ich auf, hatte ich doch immer noch ein klitzekleines bisschen gehofft dass sich der Verdacht nicht bestätigen würde.

An meinem 37. Geburtstag bekam ich das Schreiben vom Krankenhaus mit der Diagnose "Verdacht auf primär progrediente Multiple Sklerose".

 

Aber auch da wusste ich noch nicht Bescheid. Die Neugierde brachte mich dazu die Diagnose genauer zu googlen und fiel daraufhin aus allen Wolken! Ich konnte nicht glauben was ich da las!!!! Mit keinem Wort hatte der Neurologe mir erklärt wofür "primär progredient" stand... Letztendlich bedeutet das nichts anderes wie die schlimmste und seltenste Variante der MS, die es gibt! Stetige, meist schnelle Verschlechterung mit offenem Ende. Das saß! Und zwar so richtig! Niemals hätte ich mit so etwas gerechnet! 

 

Und so nahm das Unheil seinen Lauf.



P.S. es gibt wohl einige Probleme mit der Kommentar-Funktion unten. Man muss wohl alle richtigen Antworten anklicken, diese Bilder werden nach und nach durch neue ersetzt. Erst wenn die Fragestellung endgültig erfüllt ist bekommt man die "Freigabe". Ziemlich umständlich, sorry. 🤷‍♀️

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Kommentare

Roland
Vor 25 Tage

Liebe Lena
ICH hatte meinen ersten Kontakt mit der 'Enze-Tante im 7. Semester meines Studiums eine Woche nachdem ich meine Frau das erste mal getroffen hatte. Da wir heuer im Oktober unseren 35. Jahrestag feiern werden, quält mich dieser Defekt (RR-MS) doch schon eine ziemlich lange Zeit. Glücklicherweise habe ich keine wirklichen Einschränkungen, nur das lange Wandern mit meiner Liebsten ist aktuell leider nicht mehr möglich, dieses Hobby nehmen mir glücklicherweise meine beiden Burschen ab.
Bei meiner Teilnahme an den Veranstaltungen anlässlich des Welt-MS-Tages bin ich Mitpatient/INNen begegnet, die einen weitaus schlimmeren Verlauf aufgewiesen haben, als ich ihn verspüren muss. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass ich versuche, mich nicht zu ärgern, was mir mit Hilfe meiner Familie meist gelingt und dass ich das Leben mit meinen Liebsten genießen kann.
Wünsche Dir einen weiteren erträglichen Verlauf
Alles Gute
Roland

Claudia K.
Vor einem Jahr

Hallo Lena,

nachdem ich 5 Jahren von einem Arzt zum anderen gelaufen bin, habe ich nun Ende Jänner 2023 leider meine gesicherte Diagnose PPMS bekommen. Bin 52 Jahre und war nun auf der Suche nach Informationen, Erfahrungsberichten und Tipps für diese schlimme Krankheit und bin so auf deinen Blog gestoßen.
Du schreibst mir mit deiner Erklärung über PPMS aus der Seele!
Da ich noch ganz am Anfang mit meiner Recherche stehe hoffe ich dass du weiterhin über deine Erfahrung mit dieser Therapie schreibst!
Ich wünsche dir ganz viel Kraft und vor allem viel Erfolg und das Beste Ergebnis dass du mit dieser Therapie erzielen kannst!
Liebe Grüße aus Wien,
Claudia

Herjan Veldscholten
Vor einem Jahr

Hallo Lena,

Ich bin ein 52-jähriger Mann mit PPMS und einem edss-Score von 4,5. Ich bin im Februar/März 2022 zur Stammzelltransplantation nach Puebla Mexiko gegangen. Letzte Woche hatte ich meinen 1. Stammzellengeburtstag. Meine aktuelle edss-Punktzahl ist 2
Ich wünsche Ihnen viel Kraft, aber vor allem Kampfgeist für das kommende Jahr.
Ich habe dich auf FB hinzugefügt.


Herjan Veldscholten

Mark Schlegel
Vor einem Jahr

Hallo Lena,
ich wünsche dir ALLES GUTE und das du die miese PPMS besiegst.
Ich bin ja auch ein PPMS Kandidat 🙄
Ich quäle mich schon über 20 Jahre mit dem PP MistStück herum und immer gibt es nur Medikamente für RRMS...
Ich kann nur sagen... DU HAST ES RICHTIG GEMACHT 👍😊
Wenn ich damals für so eine Therapie die Chance gehabt hätte, ich hätte es auch durchgezoge 😀
Bei mir ging es genau so los, wie bei dir, Fußheber Probleme und Bein nachgezogen. 😒
Und nun Pflegefall....
Aber ich kann noch LACHEN 😀😀
Dir weiterhin viel KRAFT...
DU SCHAFFST DAS ☺️

Marlies Meiering
Vor einem Jahr

Hallo Lena, herzlichen Glückwunsch zu deinem Stammzellengeburtstag. Den 21.3. kann ich mir gut merken, da meine Schwester da Geburtstag hat.
Es ist schön zu lesen, wie du das alles meisterst! Und mit so einer tollen Familie im Rücken...das gibt dir bestimmt die Kraft, die du auch noch brauchen wirst.
Ich werde deine Berichte weiterhin verfolgen, und bin davon überzeugt das du der PPMS kräftig in den Ar... trittst!
Liebe Grüße und 🍀🍀🍀

Annette Rabert
Vor einem Jahr

Liebe Lena ich hoffe so sehr, daß die Therapie in Mexiko anspringt. Wann immer wir Dir helfen können, sind wir für Dich da. Alle Sachen rund um den Flug erledigen wir und halten Dich auf dem Laufenden, falls Änderungen gemeldet werden. Ganz viel Kraft!! Dein Reisebüro Team aus Coesfeld

Heike Giesing
Vor einem Jahr

Liebe Lena, ich wünsche dir nur das Beste für deine Behandlung, fühl dich gedrückt, liebe Grüße Heike

Birgit Terhechte
Vor einem Jahr

Wir denken oft an euch.
Du bist ein positiv eingestellte Persönlichkeit, dass dieses dir in vielen schweren Situationen Kraft gibt. Wir wünschen dir alles erdenkliche Gute für deine Reise. Fühl dich gedrückt ganz liebe Grüße Manfred und Birgit

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